
Was macht ein gutes Outdoor-Messer aus? Ein Ratgeber
Ein zuverlässiges Messer gehört zur grundlegenden Ausrüstung jedes Outdoor-Fans. Ob beim Wandern, Camping, Survival-Training oder Bushcraft – das richtige Messer kann über Komfort und manchmal sogar über Erfolg oder Misserfolg deines Outdoor-Abenteuers entscheiden. Aber was genau macht das beste Outdoormesser aus? Welches Messer eignet sich für welche Aktivität? Und worauf solltest du beim Kauf achten?
In diesem umfassenden Outdoormesser-Ratgeber gehen wir auf alle wichtigen Aspekte ein, die ein hochwertiges Outdoormesser ausmachen – von der Klingenform über das Material bis hin zur richtigen Pflege.
Inhalt:
- Messertypen: Welches Messer für welchen Einsatzzweck?
- Qual der Wahl: Klingenstahl
- Griffmaterialien und ihre Eigenschaften
- Klingenformen: Was eignet sich wofür?
- Anschliffarten und ihre Einsatzbereiche
- Allrounder vs. Spezialisten: Welches Messer für welchen Einsatz?
- Messerpflege im Feld und unterwegs
- Der Weg zum besten Outdoormesser: Kaufberatung
- Fazit
1. Die richtige Messerauswahl: Ein Messer für jeden Zweck
Bushcraft-Messer
Beim Bushcraft geht es um Fertigkeiten, die das Leben und Überleben in der Natur ermöglichen. Ein gutes Bushcraft-Messer sollte robust, gleichzeitig aber auch führig sein und sich und auch für filigranere Holzarbeiten eignen.
Typische Merkmale:
- Mittlere Klingenlänge (ca. 9-12 cm)
- Feststehende Klinge
- Robustes Griffmaterial
- Meist Scandi-Schliff für präzise Schnitzarbeiten
- Der Schrei nach Full-Tang-Messern ist groß, aber nicht immer nötig
Empfehlenswerte Modelle:
- Mora Bushcraft Black
- Böker DBK Bushfriend 2000
- BPS Knives B1 Bushcraft
In unserem Ratgeber "Welches Bushcraft-Messer soll ich mir kaufen?" findest du ausführliche Tipps zur richtigen Wahl deines Bushcraft-Messers.
Survival-Messer
Survival-Messer sind für Notfallsituationen konzipiert und müssen extrem zuverlässig sein. Sie zeichnen sich in der Regel durch eine massive Bauweise mit dickem Klingenrücken sowie robusten Kunststoffgriffen aus.
Typische Merkmale:
- Längere Klinge (oft 12-18 cm)
- Sehr robuste Konstruktion
- Oft mit zusätzlichen Funktionen (Feuerstarter, Sägerücken)
- Drop-Point oder Clip-Point Klingenform
- Häufig mit Hohlschliff für vielseitigen Einsatz
Empfehlenswerte Modelle:
- Mora Garberg
- Böker Naturensöhne MK. I – 7 vs. Wild Messer
- Heckler&Koch HK MP7 Personal Duty Knife
Siehe dazu auch unseren Ratgeber "Survival-Messer: Dein Lebensretter in Extremsituationen". Dort findest du ausführliche Tipps zur richtigen Wahl deines Bushcraft-Messers.
Trekking- und Wandermesser
Für Wanderer und Trekker steht geringes Gewicht und Vielseitigkeit im Vordergrund.
Typische Merkmale:
- Mittlere bis kleine Klingenlänge
- Oft als Klappmesser ausgeführt
- Leichte Materialien
- Einfache, vielseitige Klingenform
Empfehlenswerte Modelle:
- Victorinox Schweizer Taschenmesser
- Opinel
- Victorinox Venture
Jagd- und Angelmesser
Diese Spezialmesser sind für die Verarbeitung von Wild oder Fisch optimiert.
Typische Merkmale:
- Bei Jagdmessern: Robuste Klinge mit gutem Halt
- Bei Filetiermessern: Lange, flexible Klinge
- Griffmaterial mit guter Rutschfestigkeit auch bei Nässe
Empfehlenswerte Modelle:
- Buck 112 Ranger (Jagd)
- Buck 117 Brahma Pro (Jagd)
- Buck 147 Hookset 9" Saltwater Fillet (Angeln)
2. Klingenstähle im Vergleich
Die Wahl des richtigen Stahls ist entscheidend für die Leistung des besten Outdoormessers. Hier sind die wichtigsten Stahlsorten und ihre Eigenschaften:
Kohlenstoffstähle
Vorteile:
- Hervorragende Schärfe
- Leicht zu schärfen
- Gute Schnitthaltigkeit
Nachteile:
- Anfällig für Korrosion
- Erfordert regelmäßige Pflege
Beispiele: 1095, O1, C75. Ideal für Bushcraft, wo häufiges Nachschärfen möglich ist und präzise Schnitte benötigt werden.
Rostfreie Stähle
Vorteile:
- Korrosionsbeständig
- Wartungsarm
- Gut für feuchte Umgebungen
Nachteile:
- Je nach Stahl etwas schwieriger zu schärfen
Beispiele: 440C, AUS-8, VG-10. Ideal für Trekking, Camping, Jagd und Angeln, wo das Messer Feuchtigkeit ausgesetzt sein kann.
Premium-Stähle
Vorteile:
- Kombinieren Rostbeständigkeit mit hervorragender Schärfe
- Lange Schnitthaltigkeit
- Robust
Nachteile:
- Deutlich teurer
- Teilweise schwieriger zu schärfen
Beispiele: S30V, CPM-S35VN, M390, Elmax. Ideal für anspruchsvolle Outdoor-Aktivitäten, bei denen auf Zuverlässigkeit kein Kompromiss eingegangen werden darf.
3. Griffmaterialien und ihre Eigenschaften
Das Griffmaterial bestimmt den Komfort und die Kontrolle über das Messer. Hier die wichtigsten Materialien:
Holz
Vorteile:
- Natürlich und ästhetisch ansprechend
- Angenehme Haptik
- Guter Grip bei trockenen Bedingungen
Nachteile:
- Kann bei Nässe aufquellen
- Erfordert Pflege (regelmäßiges Ölen)
- Bei schlechter Pflege weniger langlebig als synthetische Materialien
Ideal für Bushcraft-Messer, traditionelle Jagdmesser.
Kunststoffe (G10, Micarta, FRN)
Vorteile:
- Extrem langlebig
- Witterungsbeständig
- Oft gute Griffigkeit auch bei Nässe
- Leicht
Nachteile:
- Zum Teil weniger traditionelle Ästhetik
- Kann sich bei extremer Kälte unangenehm anfühlen
Ideal für Survival-Messer, Trekking-Messer, Einsatz unter widrigen Bedingungen.
Gummi/Elastomer
Vorteile:
- Hervorragender Grip auch bei Nässe
- Stoßdämpfend
- Komfortabel in der Hand
Nachteile:
- Weniger langlebig
- Kann mit der Zeit spröde werden
- Zieht Staub an
Ideal für Jagd- und Angelmesser, wo guter Grip bei Nässe wichtig ist.
4. Klingenformen für unterschiedliche Einsatzzwecke
Drop-Point
Eine robuste, vielseitige Klingenform mit abgerundeter Spitze. Vorteile:
- Extrem vielseitig
- Robuste Spitze
- Gute Balance zwischen Schneideffizienz und Haltbarkeit
Ideal für Allround-Outdoormesser, Jagdmesser.
Clip-Point
Erkennbar an der "abgeschnittenen" oberen Klingenkante. Vorteile:
- Präzise Spitze für feine Arbeiten
- Gute Stichfähigkeit
- Vielseitig einsetzbar
Ideal für Survival-Messer, vielseitige Outdoor-Aktivitäten.
Tanto
Mit abgewinkelter Schneide und gerader Spitze. Vorteile:
- Extrem robuste Spitze
- Gut zum Schneiden harter Materialien
- Durchdringungsfähigkeit
Ideal für Survival und taktische Anwendungen.
Sheepsfoot/Wharncliffe
Gerade Schneide mit abfallender Oberseite. Vorteile:
- Sicher (keine scharfe Spitze)
- Präzise Schnitte
- Volle Kontrolle beim Schnitzen
Ideal für Bushcraft, Schnitzarbeiten.
5. Anschliffarten und ihre Anwendungsgebiete
Der Schliff bestimmt maßgeblich die Schneidleistung und Handhabung des besten Outdoormessers:
Flachschliff (V-Schliff)
Vorteile:
- Vielseitig
- Gute Balance zwischen Schärfe und Robustheit
- Relativ einfach zu schärfen
Ideal für Allround-Messer und Jagdmesser.
Scandi-Schliff
Vorteile:
- Hervorragend für Holzarbeiten
- Sehr leicht zu schärfen (auch im Feld)
- Ausgezeichnete Schneidleistung
Nachteile:
- Weniger robust bei seitlicher Belastung
- Nicht ideal für harte Materialien
Ideal für Bushcraft und Schnitzarbeiten.
Hohlschliff
Vorteile:
- Extrem scharf
- Geringer Schneidwiderstand
- Gut für präzise Schnitte
Nachteile:
- Empfindlichere Schneide
Ideal für Jagdmesser und Filetiermesser.
Konvexschliff (Balliger Schliff)
Vorteile:
- Sehr robust
- Gute Schnitthaltigkeit
- Gut zum Spalten von Holz
Nachteile:
- Schwieriger zu schärfen
- Etwas höherer Schneidwiderstand
Ideal für Survival-Messer und schwere Arbeiten.
6. Allrounder vs. Spezialisten: Welches Messer für welchen Einsatz?
Allround-Messer für den vielseitigen Einsatz
Nicht jeder hat das Budget oder den Bedarf für verschiedene Spezialmesser. Hier sind einige hervorragende Allrounder für den Outdoor-Einsatz:
Mora Companion
- Hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis (um die 15-20€)
- Gute Schärfe und Schnitthaltigkeit
- Scandi-Schliff für vielseitige Anwendungen
- Leicht
- Einsatzgebiete: Camping, leichtes Bushcraft, allgemeine Outdoor-Aufgaben
Victorinox Hiker
- Kompakt und leicht
- Viele nützliche Zusatzwerkzeuge
- Zuverlässig und langlebig
- Rostfreier Stahl
- Einsatzgebiete: Wandern, Trekking, alltäglicher Gebrauch, leichte Outdoor-Aufgaben
Victorinox Venture
- Leicht und führig
- Brutaler Slicer durch den fein ausgeschliffenen Flachschliff
- Dank der Klingengeometrie sehr vielseitig anwendbar: hervorragend beim Schnitzen, unübertroffen in der Outdoorküche
- Einsatzgebiete: Camping, leichtes Bushcraft, allgemeine Outdoor-Aufgaben
Spezialmesser für besondere Anforderungen
In manchen Situationen ist ein Spezialist einem Allrounder überlegen:
Mora Schnitzmesser 106
- Speziell ausgerichtetes Schnitzmesser
- Laminierter Stahl für hohe Zähigkeit und Schärfe
- Ergonomischer Barell-Griff für längere Nutzung
- Spezialmesser für besondere Anforderungen
Mora Schälmesser/Löffelmesser 164
- Spezial-Schnitzmesser zum aushöhlen von Holzflächen
- Perfekt zum Löffelschnitzen am Lagerfeuer
- Findet als nützliches Tool in jedem Bushcraft-Rucksack noch Platz
Otter Matrosenmesser
- Traditionelles und alt-bewährtes Design
- Hochwertige Micarta-Griffe für hohe Langlebigkeit
- Ein nostalgischer Hingucker für Traditionalisten
7. Messer-Pflege im Feld und zu Hause
Ein gutes Outdoormesser ist eine Investition, die bei richtiger Pflege jahrelang halten kann. Damit das auch so ist, solltest du folgende Pflege-Tipps beachten:
- Nach jedem Gebrauch die Klinge reinigen (besonders wichtig bei Kohlenstoffstahl). Draußen im Wald- und Wiesen-Einsatz mit klarem Wasser und einem trockenen Tuch abwischen, zuhause unter warmen Wasser und ggf. mit sanftem Spülmittel reinigen
- Organische Materialien (Blut, Pflanzensäfte) sofort entfernen
- Bei Salzwasserkontakt gründlich mit Süßwasser abspülen
- Gelenke bei Klappmessern regelmäßig von Schmutz befreien und mit Mineral-Öl geschmeidig halten (falls das Messer zur Lebensmittelzubereitung verwendet wird, achte auf jeden Fall auf die Lebensmittel-Echtheit des Öls!)
- Regelmäßig ölen (besonders Kohlenstoffstahl)
- Auf korrekte Lagerung achten (trocken, idealerweise leicht geölt)
- Schrauben bei Klappmessern gelegentlich prüfen und ggf. nachziehen
- Lederscheiden pflegen (z. B. mit Bienenwachs), um Feuchtigkeitsaufnahme zu verhindern
Messer im Feld schärfen
Es ist generell empfehlenswert, immer einen (kleinen) Abziehriemen/Lederriemen in Feld und Flur dabeizuhaben und das Messer regelmäßig abzuziehen, um eine konstante Grundschärfe zu erhalten. Gerade, wenn du viel schnitzt oder mit dem Messer auf härteren Oberflächen schneidest, empfiehlt es sich, alle 10-20 Minuten (je nach Verwendung des Messers) kurz über den Abziehriemen zu huschen, damit die Schneidfase immer schön frisch und aufgerichtet bleibt.
Je nach Arbeitseinsatz kann es natürlich passieren, dass das Messer schneller stumpfer wird, als einem lieb ist – oder es kommt im schlimmsten Fall sogar zu Ausbrüchen in der Schneide. Da hilft nur noch Schleifen, um die Schneidfase wieder herzustellen bzw. den Schaden in der Schneide auszuschleifen. Bei kleineren Ausbrüchen klappt das mit kleinen Schleifsteinen wie dem Work Sharp Guided Field Sharpener oder dem Victorinox Dual Messerschärfer mit etwas Übung und Geduld sehr gut. Sollten sich größere Schäden in der Schneide abzeichnen, sollte man sich nach Rückkehr in die Zivilisation eines größeren Steins oder Schärfsystems bedienen. In solchen Fällen ist es dann immer ein Segen, ein Backup-Messer wie das CRKT Minimalist um den Hals dabeizuhaben.
8. Der Weg zum besten Outdoormesser: Kaufberatung
Wenn du vor der Entscheidung stehst, welches Outdoormesser du dir zulegen willst, solltest du dir zunächst über den primären Einsatzzweck Gedanken machen. Setze dir dabei folgende Prioritäten:
- Haupteinsatzgebiet definieren: Bushcraft, Survival, Trekking?
- Klingenmaterial wählen: Rostfrei oder Kohlenstoffstahl? Arbeitest du viel in und am Wasser oder in Gegenden mit hoher Luftfeuchtigkeit? Dann nimm rostträgen Stahl. Willst du das kleine Quäntchen mehr an leichterer Schärfbarkeit (je nach Stahl!) und stehst auf patinierte Old-School-Vibes? Dann wähle Kohlenstoffstahl.
- Feststehend oder Klappmesser: Stabilität vs. Mobilität. Willst du dein Messer durch Holzscheite prügeln, als gäbe es kein morgen mehr? Dann achte auf ein stabiles, feststehendes Messer. Willst du es eher in der Hosentasche immer dabei und griffbereit haben, willst damit aber nur den gelegentlichen Stock anspitzen oder einen Apfel schälen? Dann wirst du mit einem Taschenmesser glücklicher.
- Gewicht und Größe: Balance zwischen Funktionalität und Tragbarkeit
Fazit: Das beste Outdoormesser ist das richtige für DEINE Bedürfnisse
Es gibt nicht DAS eine beste Outdoormesser für alle Situationen. Die Wahl hängt stark von deinen individuellen Anforderungen, Vorlieben und dem Einsatzgebiet ab. Dieser Outdoormesser-Ratgeber soll dir dabei helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen. Denk daran: Das beste Messer ist letztendlich jenes, das du bei dir hast, wenn du es brauchst – und das du kompetent und sicher handhaben kannst.
Sollten dich Mora-Messer im speziellen interessieren, haben wir hier einen eigenen Mora-Ratgeber erstellt.
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